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Fünf Gründe, jetzt Leichtathletik zu entdecken
Leichtathletik ist eine der vielseitigsten und traditionsreichsten Sportarten der Welt. Mit knapp 800.000 Mitgliedern in rund 7.700 Vereinen ist der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) der mitgliederstärkste Leichtathletik-Verband weltweit - und zugleich der sechstgrößte Fachverband im DOSB. Ob Laufen, Springen oder Werfen: Leichtathletik verbindet Grundbewegungen, die jede*r beherrscht, und bietet damit einen unkomplizierten Einstieg für jedes Alter und jedes Leistungsniveau.
Fünf gute Gründe, warum auch ihr mit Leichtathletik starten solltet:
1. Ganzheitliches Training der Fitness
Kaum eine andere Sportart deckt ein so breites Spektrum ab: In der Leichtathletik werden Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination gleichermaßen trainiert. Das Zusammenspiel dieser Fähigkeiten verbessert die gesamte körperliche Leistungsfähigkeit: von kurzen Sprints über Sprünge bis hin zu langen Läufen. Wer regelmäßig trainiert, stärkt nicht nur seine Kondition, sondern auch Herz-Kreislauf-System, Muskulatur und Gelenke.
2. Förderung motorischer Fähigkeiten
Die Disziplinen der Leichtathletik sind eng mit den grundlegenden menschlichen Bewegungen verknüpft: Laufen, Springen, Werfen. Wer diese Bewegungen trainiert, entwickelt eine besonders vielseitige Motorik. Gerade für Kinder und Jugendliche ist Leichtathletik eine ideale Grundlage, um Körpergefühl, Koordination und Bewegungsabläufe zu schulen – Fähigkeiten, die auch im Alltag und in anderen Sportarten unverzichtbar sind.
Ein letztes Mal ihren geliebten Sport genießen
Die Gedanken an das, was kommen kann, versucht sie so gut wie möglich zu verdrängen. Nicht, weil Lisa Mayer ein Mensch ist, der nicht an morgen denkt oder naiv an Dinge herangeht. Sondern weil sie aus der Erfahrung aus gut einem Jahrzehnt im Hochleistungssport weiß, dass es oft anders kommt, als man gedacht hätte. Und so steht für die 29 Jahre alte Topathletin vom Sprintteam Wetzlar von diesem Samstag an, wenn in Tokio die Leichtathletik-WM startet, nur eins im Vordergrund: „Ich möchte unbedingt noch einmal optimal performen und gute Rennen auf die Bahn bringen!“ Ein letztes Mal alles herausholen aus dem geschundenen Körper, ehe sie dann nach den Welttitelkämpfen in Japans Hauptstadt ihre aktive Karriere beendet.
Die Entscheidung für diesen Schritt hat Lisa Mayer vor den deutschen Meisterschaften Ende Juli getroffen. Nachdem sie ihr enges Umfeld eingeweiht hatte, machte sie ihn Ende August publik - und war überwältigt von der Resonanz, die sie darauf erhielt. Umso schwieriger ist es, angesichts der vielfältigen Reaktionen den Fokus auf das zu richten, was nun ein letztes Mal der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Wenn alles optimal läuft, dann kommt zu ihrem Einzelstart über die 100 Meter, der am Auftaktwochenende ansteht, auch ein Einsatz in der 4x100-Meter-Staffel dazu, der für das Schlusswochenende (20./21.9.) angesetzt ist. „Der Einzelstart war mein größtes Saisonziel, deshalb bin ich schon jetzt sehr glücklich, dass ich das geschafft habe. Aber mit der Staffel habe ich meine größten Erfolge gefeiert, insofern wäre es ein perfektes Happy End, wenn ich noch ein letztes Mal mit dem Team um eine Medaille kämpfen könnte“, sagt sie.
Olympia-Bronze mit der Staffel in Paris überstrahlt alles
Ohne Frage: Die Bronzemedaille, die Lisa Mayer 2024 mit der Staffel bei den Olympischen Spielen in Paris gewann, überstrahlt sogar das 2022 bei den European Championships in München gewonnene EM-Gold. „Das waren herausragende Momente, die mir für immer bleiben werden“, sagt sie, „ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das erleben konnte.“ Momente, die sie als Belohnung für all die Mühen betrachtet, die ihr insbesondere ihr verletzungsanfälliger Körper bereitet hat. Auch in dieser Saison lief einiges anders als erhofft, Probleme mit der Muskulatur im Rücken und im Gesäß, die auch in die Beine ausstrahlten, zermürbten sie einmal mehr.
Umso glücklicher ist Lisa Mayer, die seit einer Woche mit dem 80 Teilnehmenden umfassenden deutschen Team im Vorbereitungscamp in Miyazaki auf der Insel Kyushu trainiert, dass sie ihr Karriereende nicht als physisch erzwungen empfinden muss. „Ich wollte diese Entscheidung immer selbstbestimmt treffen und nicht, weil es körperlich nicht mehr geht“, sagt sie, „ich fühle mich seit ein paar Wochen wieder topfit, spüre aber auch, wie sehr ich mit meiner Entscheidung, mich nun neuen Dingen zuzuwenden, im Reinen bin. Es fühlt sich absolut richtig an, und deshalb kann ich mit nichts als Vorfreude in meine letzte WM starten“, sagt sie.
Einfach nur mitlaufen, das wäre der gebürtigen Gießenerin, die im Frankfurter Stadtteil Niederrad wohnt, aber deutlich zu wenig. „Mein Anspruch ist, das Halbfinale zu erreichen. Ich weiß, dass ich dafür in die Nähe meiner Bestzeit von 11,10 Sekunden laufen muss. Aber ich glaube, dass ich das draufhabe. Der Kopf wird entscheidend sein“, sagt sie. Ein starker Auftritt im Einzel dürfte ihr zudem die Eintrittskarte zum Staffelwettkampf sichern. Die interne Konkurrenz ist mit Gina Lückenkemper (28/SCC Berlin), Sina Mayer (30/LAZ Zweibrücken), die das deutsche Sprint-Trio im 100-Meter-Einzelrennen komplettieren, Sophia Junk (26/LG Rhein-Wied), Rebekka Haase (32/Sprintteam Wetzlar) und Jolina Ernst (21/TV Wattenscheid) immens. „Wir sind alle auf Augenhöhe, das macht die Stärke unseres Teams aus. Aber selbst wenn ich nur als Ersatzläuferin dabei wäre, würde ich mich natürlich zu 100 Prozent einbringen, um eine WM-Medaille zu holen!“
„Ganz ohne Kanupolo kann ich noch nicht leben“
Sie wird weinen, ganz bestimmt. Aber mehr als die Tränen, die fließen werden, sieht Leonie Wagner nicht, wenn sie an das kommende Wochenende denkt. „Ich versuche, mir nicht zu viel auszumalen. Es kommt, wie es kommt, und so werde ich es annehmen“, sagt die 28-Jährige mit Blick auf den emotionalen Höhepunkt, der auf sie wartet. Bei der EM im Kanupolo, zu der sich von diesem Donnerstag bis Sonntag in Avranches in der französischen Region Normandie die besten Frauen-, Männer- und U-21-Teams des Kontinents treffen, erlebt Leonie Wagner ihr letztes internationales Turnier. Und sie verhehlt nicht, dass dieser Abschied ein Einschnitt sein wird, der nachhallt. „Ein großer Teil meines Selbstbewusstseins kommt über den Sport. Die Gedanken, dass es vielleicht nie mehr etwas geben wird, das solche Emotionen auslöst, sind normal. Die Unsicherheit, wer ich ohne meinen Sport noch bin, kommt schon manchmal auf. Trotzdem fühlt sich die Entscheidung richtig an“, sagt sie.
Wer denkt, dass auch im Kanupolo 28 noch kein Alter ist, in dem der Abschied vom Leistungssport zwingend erscheint, liegt richtig. Für Leonie Wagner jedoch ist er alternativlos, was daran liegt, dass sie dem internationalen Kanupolo erhalten bleiben will. Seit Mai 2024 ist die gebürtige Bayerin in Personalunion als Cheftrainerin für die vier deutschen Kanupolo-Nationalteams verantwortlich. Es ist die einzige bezahlte Vollzeitstelle, die im Deutschen Kanu-Verband (DKV) für den Nischensport Kanupolo existiert, entsprechend zeitintensiv ist sie angelegt. „Dass ich das Ganze mehr als ein Jahr in Doppelfunktion ausüben durfte, war ein Zugeständnis, das ich dem DKV abringen konnte. Aber jetzt merke ich, dass ich langsam an Grenzen stoße, deshalb ist es an der Zeit, mich auf das Amt als Cheftrainerin zu konzentrieren“, sagt sie.
Mitte August gewann sie in China World-Games-Gold
Ihr Wunsch war gewesen, noch einmal die World Games als Spielerin zu erleben. Die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten sind der sportliche Höhepunkt für die Polo-Kanut*innen, und weil Mitte August in Chengdu (China) die beiden deutschen Teams die Goldmedaille gewinnen konnten, ist Leonie Wagner umso dankbarer dafür, den Rücktritt hinausgezögert zu haben. „Nachdem klar war, dass in diesem Sommer für mich als Spielerin Schluss ist, habe ich angefangen, alles umso bewusster zu erleben. In Chengdu habe ich jeden Moment in mich aufgesaugt und genießen können. Es war eine wundervolle Zeit, und ich bin sicher, dass das bei der EM ähnlich intensiv sein wird“, sagt sie.
Zwar seien die beiden Turniere kaum miteinander zu vergleichen, weil die nur alle vier Jahre stattfindenden World Games sportlich und emotional hochwertiger eingestuft werden als das Kontinentalturnier, das im Zweijahresturnus ausgetragen wird. „Aber wir sind Titelverteidiger und wollen unseren Status untermauern“, sagt Leonie. Sorge, dass das World-Games-Gold Kratzer bekommen könnte, sollte die Titelverteidigung bei der EM misslingen, hat sie nicht. „Man muss die beiden Turniere losgelöst voneinander betrachten. Wir wollten nach Rang fünf bei der WM 2024 unbedingt in Chengdu der Welt beweisen, was wir wirklich können. Das haben wir richtig krass durchgezogen, aber nun geht es bei der EM wieder von vorn los. Damit muss man auch mental umgehen können.“
3. Deutscher Sportstättentag zur Förderung moderner Sportstätten
Die Veranstaltung findet am 29. Oktober 2025 in Köln im Rahmen der FSB-Messe 2025 statt und wird gemeinsam von IAKS Deutschland, DOSB, Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft organisiert und durchgeführt. Mit der dritten Auflage soll die gesellschaftliche Bedeutung von Sportstätten und -räumen und deren Wirkungen auf den Menschen stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt und ein Forum für fachlichen Austausch geschaffen werden.
Fit for the Future: Michael Mronz in neuer IOC-Arbeitsgruppe
IOC-Präsidentin Kirsty Coventry hat vier neue Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die sich mit den Olympischen Jugendspielen, dem olympischen Programm, dem Schutz von Frauen sowie mit kommerziellen Partnerschaften und Marketing befassen.
Der deutsche Sportmanager und IOC-Mitglied Michael Mronz wurde in die Arbeitsgruppe kommerzielle Partnerschaften und Marketing berufen. Diese Gruppe wird die bestehenden Programme, Plattformen und Systeme des IOC überprüfen, weiterentwickeln und sicherstellen, dass sie den Anforderungen des heutigen wettbewerbsintensiven Marktes entsprechen. Zudem soll untersucht werden, wie die Kompetenzen der Olympic Broadcasting Services (OBS) und der Olympic Channel Services (OCS) noch gezielter genutzt werden können, um künftige Einnahmen zu sichern. Vorsitzender der Gruppe ist IOC-Mitglied Luis Alberto Moreno.
Weitere deutsche Beteiligung
Auch in der Arbeitsgruppe Schutz von Frauen gibt es deutsche Mitwirkung. Um die Sicherheit der Mitglieder zu gewährleisten, werden die Namen der Expertinnen und Experten jedoch nicht veröffentlicht.
Die neuen Arbeitsgruppen sind Teil des Reformprozesses „Fit for the Future“ und sollen ihre Arbeit zeitnah aufnehmen.
Darja Varfolomeev ist Sportlerin des Monats August
Paris-Olympiasiegerin Darja Varfolomeev ist nach ihren fünf Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro von den Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit 39,4 Prozent der Stimmen zur Sportlerin des Monats August gewählt worden. Die 18-jährige dominierte die WM-Titelkämpfe der Rhythmischen Sportgymnastik und gewann gleich fünf von sechs Disziplinen – eine außergewöhnliche Leistung, die auch die Sporthilfe-geförderten Athlet*innen mit der Auszeichnung würdigen.
Bei der von der Sporthilfe durchgeführten Wahl „Sportler/Sportlerin des Monats“ stimmen anders als etwa bei Medien- oder Publikumswahlen ausschließlich Deutschlands beste Nachwuchs- sowie Spitzenathletinnen und -athleten ab und geben der Auszeichnung damit ihre ganz besondere Note. Zudem ist mit der Wahl eine Einladung zum Ball des Sports der Sporthilfe verbunden, der im kommenden Jahr am 21. Februar 2026 in der Festhalle Frankfurt stattfindet.
Darja Varfolomeev setzte sich bei der Wahl gegen das Feldhockey-Team (27,8 %) und Rettungsschwimmerin Nina Holt (32,8 %) durch. Die Hockey-Herren feierten in diesem Sommer ihren ersten Europameistertitel seit zwölf Jahren: In Mönchengladbach krönte sich das Team nach einem nervenaufreibenden Finale verdient zum Sieger. Nina Holt schrieb Geschichte bei den World Games in China: Mit fünf Goldmedaillen avancierte sie zur erfolgreichsten deutschen Athletin der Spiele der nicht-olympischen Sportarten.
Für ihre herausragenden Leistungen waren die Athlet*innen von der Athletenkommission im DOSB, von SPORT1 und von der Sporthilfe für die Wahl nominiert worden.
Zehn Prozent des Sondervermögens im Saarland für Schwimmbäder reserviert
Für den Sport ist die zentrale Botschaft: 113,5 Millionen Euro - rund zehn Prozent der Gesamtsumme - fließen in die Sanierung und den Neubau kommunaler Schwimmbäder.
„Das ist ein starkes Zeichen für den Sport - im Saarland und weit darüber hinaus. Landesregierung und Kommunen setzen damit klare Prioritäten für die Zukunft unserer Kinder. Die Schwimmfertigkeit der Grundschulkinder ist dramatisch rückläufig und kann nur verbessert werden, wenn ausreichend Schwimmbäder zur Verfügung stehen. Mit den Investitionen aus dem Sondervermögen wird hier nun entscheidend gegengesteuert“, erklärt Johannes Kopkow, Vorstand Sport und Vermarktung des Landessportverbandes Saarland.
Joachim Tesche, Vorstand Finanzen des LSVS, ergänzt: „Unser Dank gilt ausdrücklich der saarländischen Landesregierung und den Kommunen. Sie haben erkannt: Investitionen in den Sport sind Investitionen in die Zukunft - und sie zahlen sich durch eine vielfache gesellschaftliche Rendite aus.“
Eine Milliarde Euro für die Sportinfrastruktur
Der Sport in Deutschland, mit seinen 86.000 Vereinen und mehr als 28 Millionen Mitgliedschaften, darf sich über eine erhebliche finanzielle Aufwertung in Milliardenhöhe freuen.
Nach langem Einsatz durch den DOSB haben die Vertreter*innen im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am gestrigen Donnerstag, 4. September, entschieden, die sogenannte „Sportmilliarde“ einzuführen.
Dabei soll es sich um ein komplett neues Programm zur Förderung von kommunalen und vereinseigenen Sportstätten handeln.
Das Geld dafür - bis zu eine Milliarde Euro bis zum Ende der Legislaturperiode 2029 - stammt aus dem Bundesanteil des Sondervermögens zur Verbesserung der Infrastruktur und soll von Vereinen und Kommunen ab August 2026 abgerufen werden können.
„Die Bundesregierung hat Wort gehalten und wird eine Milliarde Euro für die Sanierung von Turnhallen, Schwimmbädern und Sportplätzen zur Verfügung stellen“, so DOSB-Präsident Thomas Weikert zum Beschluss. „Das ist der Rückenwind, den unsere Mitglieder und unsere Sportvereine, und damit unsere ganze Gesellschaft, jetzt dringend benötigen.”
Neu ist zudem, dass die Antragstellung äußerst niedrigschwellig und unbürokratisch verlaufen soll. Davon profitieren vor allem Sportvereine, die meist ehrenamtlich geführt werden und die deshalb nicht über die Ressourcen verfügen, sich monatelang in mehrseitigen Anträgen mühsam um dringend benötigte finanzielle Unterstützung für ihre maroden Sportstätten zu kümmern.
Die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht
Sport bewegt - nicht nur auf dem Spielfeld, sondern in allen Bereichen unseres Lebens. Seine verbindende Kraft wird bei Olympischen und Paralympischen Spielen besonders sichtbar - und noch stärker, wenn sie im eigenen Land stattfinden. Spiele in Deutschland wären ein starkes Signal für Aufbruch, Zusammenhalt und eine positive Zukunft. Olympia ist die Chance, unser Land gemeinsam fit zu machen - körperlich, wirtschaftlich und sozial. Olympia ist die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht.
Diese Vision trägt die neue Kommunikationskampagne des DOSB, die am Donnerstag auf den digitalen Kanälen von Sportdeutschland startet - pünktlich zur nächsten Phase des Bewerbungsverfahrens. Berlin, Hamburg, München und die Rhein-Ruhr-Region hatten im Mai ihre Konzepte eingereicht, nun kommt es auf die Bevölkerung an. Am 26. Oktober stimmen zuerst die Münchner*innen in einem Bürgerentscheid über mögliche Spiele in ihrer Stadt ab.
Kaum etwas beschreibt die Magie der Spiele so treffend wie das Motto „Dabei sein ist alles.“ Wer einmal dabei war - als Athlet*in, Fan oder Volunteer - vergisst es nie. Mit der Kampagne geht der DOSB einen Schritt weiter: Aus „Dabei sein ist alles.“ wird „Dafür sein ist alles.“ Denn nur wenn wir alle dafür sind, können wir auch wirklich dabei sein - und das größte Sportfest im eigenen Land feiern.
„Dafür sein ist alles.“ - ab Donnerstag auf den Kanälen von Sportdeutschland.
(E)Quality Time: (Anti-)Rassismus im organisierten Sport
Sport soll Begegnung, Fairness und Teamgeist fördern. Doch auch in Vereinen und Verbänden sind Menschen nicht vor Diskriminierung geschützt. Rassismus begegnet Athlet*innen, Engagierten und Verantwortlichen auf ganz unterschiedlichen Ebenen – vom alltäglichen Ausschluss bis hin zu strukturellen Hürden.
Mit der 28. (E)Quality Time am Donnerstag, 25. September 2025 von 17.00 bis 18.00 Uhr rückt der Fachbereich Integration deshalb das Thema „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ in den Mittelpunkt.
Als Referentin begrüßen wir Sunbal Mahmood, Projektreferentin im Projekt „(Anti-)Rassismus im organisierten Sport“ bei der Deutschen Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Sie wird einführend erläutern, was unter Rassismus zu verstehen ist, welche Erscheinungsformen es gibt und wie sich diese im Sport zeigen. Im Anschluss stellt sie Beispiele aus dem Breiten- und Leistungssport vor, die verdeutlichen, wo Rassismus sichtbar wird und welche Dynamiken dabei entstehen. Abschließend geht es um präventive Handlungsempfehlungen - ganz praktisch gedacht für Vereine, Verbände und alle Interessierten, die den Sport diskriminierungsfrei und rassismuskritisch gestalten möchten.
Ein Gestalter mit viel Herz für den Sport
Vielleicht schließt sich dann doch ein Kreis an diesem Montag, den Otto Fricke 1994, als er sich öffnete, noch nicht vollumfänglich erfassen konnte. Als Rechtsreferendar im Landtag Nordrhein-Westfalens war er vor nunmehr 31 Jahren zu einem Untersuchungsausschuss zum Thema „Versagen im Zusammenhang mit dem Sportbodenhersteller Balsam AG“ geschickt worden. Er setzte sich neben seinen FDP-Kollegen, und neben ihm nahm ein Mann Platz, der für Bündnis 90 Die Grünen angereist war: Michael Vesper. „Seit diesem Tag stehen wir immer wieder miteinander in Kontakt, und am interessiertesten habe ich darauf geschaut, was er zwischen 2006 und 2017 hauptberuflich gemacht hat“, erinnert sich der Mann, der an diesem Montag die Nachnachnachfolge Vespers als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes antritt.
Wobei der 1. September nur den offiziellen Arbeitsbeginn markiert. Tatsächlich ist Otto Fricke, seit er am 30. Juni als Nachfolger von Torsten Burmester vorgestellt wurde, mit Vollgas in die neue Aufgabe gestartet. Er hat sich in diversen Gesprächen innerhalb der verschiedenen DOSB-Gremien kundig gemacht, hat Akten gefressen, seine Social-Media-Kanäle gefüttert und viele Fragen gestellt. Wegbegleiter aus vorangegangenen Stationen wundert das wenig. Die Beschreibung „Workaholic“, die manche nutzen, die über ihn sprechen, weist er zumindest nicht kategorisch von sich. „Ich arbeite gern und empfinde meine berufliche Verantwortung nicht als belastend, sondern als befriedigend und ausfüllend, wenn ich darin gut sein darf“, sagt er.
Fricke sucht nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen für Probleme
Um jedoch bei all jenen, die auf die Einhaltung ihrer tariflich vorgeschriebenen Arbeitszeiten achten, jegliche Bedenken im Keim zu ersticken: Otto Fricke ist, so versichert er, ein Mensch, der sein eigenes Handeln nicht zum Maßstab macht, sondern die Grenzen anderer achtet. „Mein Verständnis von Führung ist, dass ich als Vorstandsvorsitzender nicht alles entscheide, weil ich ‚Chef‘ bin, sondern dass ich nur entscheide, wenn es notwendig ist, dann aber mit Überzeugung. Und ich suche nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen für Probleme. Fehler machen wir alle, es kommt nur auf den Umgang damit an und dass man sie nicht zu häufig wiederholt“, sagt er. Für ein gelungenes Berufsleben sei das Wichtigste ein gutes Team: „Dieses finde ich hier vor, das habe ich in den vergangenen Wochen bereits intensiv gespürt. Eines meiner Ziele ist es, dass hier viele Mitarbeitende an möglichst vielen Tagen gern an ihren Arbeitsplatz kommen.“
Um zu verstehen, was dafür notwendig ist, will Otto Fricke in seinen ersten 100 DOSB-Tagen zunächst viel zuhören. Die Bandbreite der Aufgaben zu durchschauen, für die der Dachverband des deutschen Sports mit seinen 102 Mitgliedsorganisationen zuständig ist, ringe ihm Respekt ab. „Ich will lernen, wie der DOSB tickt. Es ergibt für mich keinen Sinn, jetzt schon eine Prioritätenliste mit den obersten drei Zielen zu haben, die ich anpacken will, denn wer von Priorisierung redet, achtet oft nicht auf die Posteriorisierung“, sagt er. Es ist ein typischer Otto-Fricke-Satz, er streut gern Fremdworte ein, nutzt lateinische Sätze, für die er dann mit dem Hinweis auf seinen „Hang zur Klugscheißerei“ um Entschuldigung bittet.
Bundestagsabgeordneter zwischen 2002 und 2013 sowie 2017 und 2025
Augenzwinkernd natürlich, denn ein bisschen Koketterie gehört zu seinem Programm ebenso wie der Hang zum Wortwitz. Als ehemaliger Berufspolitiker, der er als Bundestagsabgeordneter für die FDP zwischen 2002 und 2013 und noch einmal von 2017 bis 2025 war, erfreut er sich naturgemäß an der ihm eigenen Redegewandtheit. Er spürt gern gelungenen Formulierungen nach und vergewissert sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des Gegenübers. Aber ein Sprücheklopfer, das ist Otto Fricke nicht. Der rheinisch-joviale Einfluss, der sich bei dem gebürtigen Krefelder unter anderem darin Bahn bricht, dass er sofort beim „Du“ ist, ist unverkennbar. Er ist einer, der anpackt, der gestalten will, aber nicht um des Veränderns willen, sondern weil er darin schlicht eine Gelegenheit sieht, Dinge zu optimieren.
„Eins habe ich den ersten Wochen bereits verstanden“, sagt er, „dass der DOSB viel jünger und sportnaher ist als sein Image. Und das müssen wir mehr nach außen tragen.“ Die Antwort auf die Frage, warum er sich für den Wechsel an die Spitze des organisierten deutschen Sports entschieden hat, obwohl er - wie während seiner Bundestags-Abstinenz zwischen 2013 und 2017 als Partner einer internationalen Unternehmensberatung - in der Wirtschaft oder auch seinem erlernten Beruf als Rechtsanwalt mehr Geld verdienen könnte, fällt ihm leicht: „Ich war schon immer vielseitig sportbegeistert. Die Chance, die mir hier gegeben wird, empfinde ich als Geschenk. Sport ist einer der letzten Bereiche, vielleicht sogar die letzte Bastion unserer Gesellschaft, in der wir über alle trennenden Faktoren hinweg Gemeinschaft erleben können. Dieses ein Stück weit mitprägen zu dürfen, ist eine große Aufgabe.“
Als Rechtsanwalt viel mit dem Thema Sport befasst
Denen, die nach der Bekanntgabe der Personalie unkten, der Fricke habe ja noch nie im Sport gearbeitet, begegnet er in erster Linie mit Verständnis. „Die Aussage ist ja nicht falsch. Aber richtig ist auch: Ich habe schon viel mit dem Sport gearbeitet. Als Rechtsanwalt habe ich manche Satzung bearbeitet, etliche Hauptversammlungen als neutrale Person geleitet. Und ich habe mich in unzähligen Haushaltsverhandlungen mit dem Sport befasst. Zudem werde ich mich intensiv in alle Themen einarbeiten, die für den DOSB wichtig sind.“ Zu wissen, dass er nicht alles wisse, aber zumindest immer, wen es zu fragen gilt, sei eine Lehre aus seinem bisherigen beruflichen Wirken, auf die er stets vertraue.
Zumindest der erste Schritt auf seinem Berufsweg war vorgezeichnet. Beide Eltern waren Rechtsanwälte, der vor zehn Jahren verstorbene Vater habe ihn geprägt, mit seiner 88 Jahre alten Mutter, die noch immer aus Leidenschaft arbeitet, führt er in Krefeld-Uerdingen eine Kanzlei. „Eine Feld-, Wald- und Wiesenkanzlei“, wie er sagt, „das ist mir wichtig, denn dadurch habe ich mich mit sehr vielen unterschiedlichen Facetten der Rechtswissenschaften auseinandersetzen dürfen.“ Jura sei nicht die Krone der Schöpfung, aber ein fantastisches Handwerksmittel, um Probleme im Alltag zu lösen. Das öffentliche Bild, dass, wer fünf Juristen frage, zehn verschiedene Meinungen erhalte, ist ihm natürlich geläufig. „Man sollte Juristen niemals nach ihrer Sichtweise fragen, wenn man Klarheit möchte, sondern nach ihrem Urteil“, sagt er.
Ein Sportabzeichen-Veteran und eine, die es noch werden will
Das Deutsche Sportabzeichen ist das offizielle Ehrenzeichen des organisierten Sports in Deutschland - und eine ganz besondere Auszeichnung für alle, die ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen möchten. Die Teilnahme ist offen für alle - egal ob jung oder alt, Einsteiger*in oder Sportskanone!
Stillstand ist nicht erlaubt
Es ist alles genauestens dokumentiert. Jede einzelne Original-Urkunde ist sorgfältig abgelegt und zusätzlich auf dem Computer im Arbeitszimmer eingescannt. Fotos, Videos, Dokumente - alles erfasst. Über 70 Jahre Sportgeschichte sind dort verwahrt.
Dabei ist Bodo Schöngarth, laut eigener Aussage, nie ein Leistungssportler gewesen. ABER ein Sportler aus Leidenschaft. In diesem Jahr hat er sein 70. Deutsches Sportabzeichen abgelegt - seit 1956 jährlich in Folge. In Hamburg ist er der Einzige, in ganz Deutschland verteilt gibt es gerade einmal neun Personen, die diese Zahl geschafft haben. Der deutsche Rekord steht bisher bei 72.
Ein Blick zurück: Bodo Schöngarth wurde 1937 in der Welt-Erbestadt Quedlingburg geboren. Als Kriegsflüchtling fand er in Hannover eine neue Heimat. „Damals war ich noch lang und ohne Muskeln, also schickte mein Vater mich in den Turnverein“. Fortan wurde Tischtennis und Volleyball gespielt, geschwommen und geturnt. Besonders der freistehende Handstand hatte es ihm angetan. Den macht er noch bis heute - natürlich genauestens dokumentiert.
1956 dann das 1. Deutsche Sportabzeichen mit 19 Jahren. Zugegeben, die Umstände waren etwas ungewöhnlich: „Ich hatte einen dummen Streit mit meinem Vater“, erinnert sich Schöngarth, „meine Mutter riet mir, das Sportabzeichen zu machen“ - dann sei wieder alles gut. Scheint geholfen zu haben, denn seitdem ist er dabeigeblieben. Unterschiedliche berufliche Tätigkeiten in verschiedenen Orten und Städten waren kein Grund das Sportabzeichen NICHT zu machen. Schnee und Kälte waren kein Hindernis und Corona schon gar nicht.
Es durfte zwar geschwommen werden, aber wie sollte das mit den anderen Disziplinen ablaufen? Ganz einfach. Während des Lockdowns wurde dafür im Gästezimmer eine Standsprunganlage aufgebaut. Ein Brett, dahinter Matratzen, die erforderten 1,35 Meter abgesteckt, Videokamera an - Sprung, natürlich weiter als die geforderte Weite - und fertig. Das Seilspringen wurde ebenfalls filmisch festgehalten. Für jemanden, der mit 80 Jahren noch 80 Seilsprünge macht, ist das eine Kleinigkeit. Bodo Schöngarth ist nicht nur sportlich, sondern auch kreativ. Ach ja, für Freunde und Bekannte wurde dann auch gleich ein 18-minütiges Video mit gymnastischen Übungen unter dem Motto: „Gymnastik mit Bodo“ erstellt. Stillstand ist nun mal nicht erlaubt.
Und jetzt das! Eigentlich würde er auch in diesem Sommer, mit 88 Jahren, lieber auf dem Sportplatz stehen. Zurzeit macht aber das Knie nicht mit. Meniskusriss - vielleicht droht sogar eine Operation. „Nach 70 Mal Sportabzeichen darf auch mal Schluss sein“, sagt Bodo Schöngarth tapfer. Aber man merkt, so richtig abfinden möchte er sich damit nicht. Und dann kommt auch gleich das Hintertürchen: „Ab 90 Jahre gibt es andere Anforderungen für das Sportabzeichen, vielleicht kann ich es dann ja doch nochmal probieren.“ Um dann den deutschen Rekord zu knacken!
Natürlich in Gold
Angefangen hat alles am westlichen Rand Hamburgs im Stadtteil Rissen. Das war 2008. An der Grundschule Iserbarg gab es ein Sportfest, wo die Kinder auch das Kindersportabzeichen ablegen konnten. Mirja Thal, damals gerade mal 6 Jahre alt, war dabei. Die Lust auf Leichtathletik war gezündet und der Weg in den Rissener Sport Verein kurz. Dort entdeckte Mirja die Liebe zum Laufen. Zunächst 1 Mal in der Woche, da war es noch kein Problem jedes Jahr das Sportabzeichen abzulegen. Der prüfberechtigte Trainer integrierten das Laufen, Springen, Werfen gleich in das Team-Training.
Dann kam der Leistungssport dazwischen: Die bevorzugte Mittelstrecke forderte 6 bis 7 Mal in der Woche Anwesenheit auf dem Sportplatz. Platz für das Deutsche Sportabzeichen blieb da irgendwie nicht. Bis 2020 lief Mirja Kilometer um Kilometer im Stadion, in der Halle und auf der Straße. Irgendwann war Schluss: „Ich hatte keine Lust mehr und mir fehlte die Motivation“, begründet Mirja den Abschied vom Leistungssport. Das Lehramtsstudium forderte ebenfalls sein Recht.
Die Begeisterung für den Sport aber blieb - nicht nur körperlich, sondern auch außerhalb der Laufschuhe - im Ehrenamt. Als Jugendwartin im Hamburger Leichtathletik Verband wurde ihr zusammen mit Teammitgliedern des Jugendausschusses vor kurzem der HAFEN-Preis verliehen - eine Auszeichnung der Hamburger Sportjugend, die jährlich an junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren für ihr besonderes Engagement in Hamburger Sportvereinen vergeben wird
Und sportpraktisch sind da ja auch noch Fußball, Volleyball, Tennis und… „irgendwie habe ich wieder Lust gehabt, was ich mal vor längerer Zeit jedes Jahr gemacht habe“, richtig - das Deutsche Sportabzeichen!
Seit 2020 ist die jetzige Referendarin wieder dabei. Als Erwachsene (ab 18 Jahre) hat sie bereits 5 Mal die Urkunde bekommen. „Wenn ich es zeitlich und körperlich hinbekomme, will ich es jedes Jahr ablegen“, und da schlummert immer noch die Leistungssportlerin in ihr, „natürlich in Gold.“
Jedes Jahr ehrt der Hamburger Sportbund Sportlerinnen und Sportler, die das Sportabzeichen mindestens 25 Mal abgelegt haben. Das wäre dann 2045. Um den Hamburger Rekord zu knacken, sozusagen als Nachfolgerin von Bodo Schöngarth, braucht es jetzt noch schlappe 65 Jahre.
Basketball Boom in Deutschland
Am Mittwoch (27. August) startet die Basketball-Europameisterschaft der Herren. Gespielt wird in vier Gruppen Lettland (Riga), Finnland (Tampere), Zypern (Limassol) und Polen (Katowice). Das Finale ist am 14. September in Riga.
Deutschland spielt in einer Gruppe mit Finnland, dem Vereinigten Königreich, Litauen, Schweden und Montenegro.
Das Turnier ist die nächste Chance für den deutschen Profi-Basketball, seine Erfolgsserie fortzusetzen: Dritter Platz bei der Heim-EM 2022. Weltmeister 2023. Vierter Platz bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und Kapitän Dennis Schröder als Fahnenträger des Team Deutschland.
Dazu Olympiasiegerinnen im 3x3 Basketball und zuletzt ein starker fünfter Platz bei der Women’s EuroBasket 2025.
Es läuft gut im Basketball hierzulande. Und das merken auch die Vereine.
Volker Bernardi verstorben
Das Ressort Internationales nimmt Anteil am Tod von Volker Bernardi, der über zwei Jahrzehnte in verschiedenen verantwortungsvollen Positionen insbesondere den nicht-olympischen Sport mitgestaltete. Seine Laufbahn in der Sportadministration prägten die Jahre als Generalsekretär des Deutschen Squash-Verbandes. Im Anschluss daran fokussierte er sich auf die internationale Arbeit – als Generalsekretär der World Flying Disc Federation, im Präsidium der International Federation Icestocksport und in zahlreichen weiteren Positionen und Organisationen, in die er sich intensiv einbrachte.
Seit 2018 und bis zu seinem Tod war Bernardi Mitglied der Exekutive der International World Games Association (IWGA). Wir werden Volker Bernardi ein ehrendes Andenken bewahren.
„Ich habe mich wirklich in die World Games verliebt“
DOSB: Birte, deine ersten World Games als Chefin de Mission liegen hinter dir. Was war so wie erwartet und was hat dich überrascht?
Birte Steven-Vitense: Dadurch dass ich schon einige Multisportevents in anderen Funktionen erlebt hatte, war es an vielen Stellen so wie erwartet. Es gibt zwischen den World Games und anderen Sportgroßveranstaltungen grundsätzlich aus organisatorischer Sicht kaum Unterschiede. Es gibt aber immer ein paar Themen, auf die man sich nicht vorbereiten kann, weil sie erst vor Ort entstehen. Deshalb war es wichtig und richtig, dass wir mit einigen Tagen Vorlauf angereist sind, um uns an die Begebenheiten in Chengdu anpassen zu können.
China hat einige Eigenheiten, mit denen man umzugehen hat. Was hast du als die größte Herausforderung empfunden?
Für unsere Sportlerinnen und Sportler war das Klima sicherlich die größte Herausforderung, vor allem, wenn sie Outdoor-Sport betreiben mussten. Das war an mancher Stelle mindestens grenzwertig. Dieses Thema haben wir aber in der Vorbereitung antizipiert und alle Team-D-Mitglieder im letzten Call dafür aus medizinischer Sicht sensibilisiert. Ich persönlich habe das Thema Kommunikation als besonders herausfordernd wahrgenommen. Es gibt in China zwar ausreichend Menschen, die Englischkenntnisse haben, aber nur weil beide Seiten in englischer Sprache kommunizieren, heißt das nicht, dass sie einander auch verstehen. Wenn sich zwei Parteien in einer Fremdsprache unterhalten und es unterschiedliche Kulturen der Kommunikation gibt, gehen Nuancen und Facetten, die wichtig sind, manchmal unter. Ich kann aber sagen, dass beide Seiten stets bemüht waren, Lösungen zu finden, auch wenn das seine Zeit gebraucht hat. Und wir hatten immer großes Vertrauen in unsere Flexibilität und Improvisationskunst.
Das sportliche Abschneiden liegt nicht direkt in deinem Verantwortungsbereich. Dennoch: Wie zufrieden dürfen wir mit der Bilanz des Team D in Chengdu sein?
Vollumfänglich zufrieden! Unser Ziel war, die Position unter den Top drei abzusichern. Das haben wir sowohl im Medaillenspiegel als auch in der Anzahl der gewonnenen Medaillen geschafft. Aber wir schauen nicht nur auf Medaillen. Unsere tiefe Wertschätzung gilt allen, die sich für die World Games qualifiziert und im internationalen Wettkampf gestellt haben, nicht wenige zum ersten Mal in ihrer Karriere. Natürlich gibt es in einem so großen Team mit 212 Athletinnen und Athleten auch Enttäuschungen, weil persönliche Zielstellungen nicht erreicht werden konnten. Da fühlen und leiden wir mit, weil wir die Geschichten der Menschen kennen, die dahinterstehen. Aber alles in allem sind wir als DOSB mit dem sportlichen Abschneiden sehr, sehr zufrieden.
Eine Delegation, die im Ausland antritt, hat immer auch eine Botschafterfunktion. Wie hat das Team D diese aus deiner Sicht in China erfüllt?
Bei den World Games haben wir als DOSB die Sonderrolle, dass nicht wir das Team sportfachlich nominieren, sondern die Weltverbände. Damit sind wir nicht für alle Prozesse zuständig, sondern legen den Fokus auf die Bildung und Unterstützung der deutschen Gesamtmannschaft, dem Team D. Dieses Zusammenspiel mit den anderen verantwortlichen Stakeholdern ist manches Mal eine kleine Black Box und muss immer wieder gut austariert werden. Aber unser Anspruch war, dass wir ein Team bilden, das als Gemeinschaft auftritt. In meiner Wahrnehmung ist uns dies sehr gut gelungen. Wir haben eine sehr sympathische, authentische und leidenschaftliche Seite von uns gezeigt, und diesen Spirit habe ich im gesamten Team wahrgenommen. Darüber bin ich sehr glücklich.
Du hast vor den Spielen gesagt, dass eine Chefin de Mission nur so gut sein kann wie ihr Team, das ihr den Rücken freihält. Welches Zeugnis stellst du dem Funktionsteam aus?
Ich möchte meinem Team von Herzen für den Auftritt danken, den wir hier gemeinsam hingelegt haben. Meiner Meinung nach ist es uns sehr gut gelungen, die vielen kleinen Einheiten, die das große Ganze ergeben, als Team zusammenzubringen. Alle haben sich eingebracht, das hat fantastisch funktioniert und dazu geführt, dass ich mich von meinem Team extrem professionell unterstützt gefühlt habe.
Team D schließt World Games auf Platz zwei im Medaillenspiegel ab
Die 12. World Games im chinesischen Chengdu sind im International Friendship Pavillon feierlich zu Ende gegangen. José Perurena (80), spanischer Präsident der International World Games Association (IWGA), erklärte die Spiele der nicht-olympischen Sportarten um 20.50 Uhr Ortszeit (14.50 Uhr MEZ) offiziell für beendet. Zuvor dankte der Spanier dem Gastgeber für eine ausgezeichnete Ausrichtung und Organisation der Spiele, die mit mehr als 5.000 Athlet*innen als größte Ausgabe in die Geschichte der World Games eingehen.
Mit 17 Gold-, 14 Silber- und 14 Bronzemedaillen belegte Team Deutschland im Medaillenspiegel den zweiten Platz. Damit wurde das vorab ausgegebene Ziel, unter den besten drei Nationen zu landen, souverän erreicht. Nur Gastgeber China, bei seinen Heimspielen mit dem größten Aufgebot angetreten, war besser (36 Gold, 17 Silber, 11 Bronze). „Wir können mit dem sportlichen Abschneiden sehr zufrieden sein“, sagte Olaf Tabor (54), Vorstand Leistungssport im DOSB, „es war klar, dass die Chinesen alles versuchen würden, mit ihrem großen Team Erster zu werden. Wir haben unsere Zielstellung erreicht.“
Ein bisschen mehr Frisbee würde uns allen guttun
Am Ende fehlte dem deutschen Ultimate-Frisbee-Team nicht viel für eine Medaille. Im kleinen Finale um Bronze verlor die Auswahl gegen Frankreich mit 10:13 und musste damit das erste Edelmetall für ein europäisches Team in der World-Games-Geschichte der Trendsportart den französischen Gegenspieler*innen überlassen. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe. Wir hatten einige unglückliche Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass Frankreich das Spiel nach Hause bringen konnte. Es hat uns auch ein wenig das Glück gefehlt, das ist bitter“, sagte Headcoach Henning Frede nach Spielende. Auch Spielerin Joana Erdmann (31/PTSV Jahn Freiburg) haderte mit der Niederlage: „Das Spiel hätten wir gewinnen können.“
In der Vorrunde hatte Team Deutschland mit Siegen gegen Gastgeber China und Japan überzeugt und dem späteren Goldmedaillengewinner USA bei der knappen 12:13-Niederlage alles abverlangt. Trotzdem reichte es „nur“ zum vierten Rang. Ein starkes, aber auch frustrierendes Ergebnis. „In den entscheidenden Spielen haben wir es nicht ganz geschafft, unsere Topleistung abzurufen, das macht den Unterschied auf diesem Niveau aus“, resümierte Erdmann.
Fairness als Grundprinzip
Dass die deutsche Mannschaft trotz verpasster Medaille den Spirit-Award, eine Art Sonderpreis für das fairste Auftreten, gewann, zeigt die besondere Bedeutung des Fairplays im Ultimate. Nach jedem Spiel bilden beide Teams gemeinsam einen Kreis, bedanken sich und sprechen wertschätzend übereinander. „Es gehört dazu anzuerkennen, dass das andere Team gewonnen hat. Auch wenn es nach Niederlagen schwerfällt, der Respekt gegenüber dem Gegner ist fest in unserer Sportkultur verankert“, so Erdmann. So gibt es neben dem Teamkapitän auch einen Spirit-Captain, der stets das faire Verhalten seiner Mitspieler*innen im Blick hat.
Karlsruhe und die IWGA unterzeichnen „Organizers Agreement“
Welches Stündlein ihm und seiner Stadt geschlagen hatte, das war Frank Mentrup durchaus bewusst, und er freute sich darüber. „Die Zeit läuft ab jetzt, wir können uns von nun an voll in die Vorbereitungen stürzen“, sagte der Oberbürgermeister von Karlsruhe, nachdem er am Samstagabend auf dem Deutschen Empfang bei den World Games in Chengdu gemeinsam mit José Perurena, dem spanischen Präsidenten der International World Games Association (IWGA), das „Organizers Agreement“ unterschrieben hatte. In vier Jahren ist die 300.000-Einwohner-Stadt in Baden-Württemberg Gastgeberin der Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten, und nicht allein wegen der vollkommen unterschiedlichen Ausmaße im Vergleich zu der chinesischen Megacity, die auf einer Fläche der Größe Schleswig-Holsteins 22 Millionen Menschen Wohnraum bietet, werden es 2029 andere Spiele werden.
Ob besser oder schlechter, das spielte am Samstag wahrlich keine Rolle. Zunächst waren alle Parteien glücklich, in Chengdu ein herausragend organisiertes Event erlebt zu haben, das - so sagten es auch viele der Athletinnen und Athleten aus dem Team D, die der Einladung ins Shunxing-Teehaus gefolgt waren - neue Maßstäbe gesetzt hat. „Es wäre falsch, sich mit Chengdu zu vergleichen“, sagte Olaf Tabor, „wenn wir die Spiele in vier Jahren auf einem Level mit den Chinesen ausrichten können, wären wir sehr glücklich.“ Der Vorstand Leistungssport im DOSB hatte der Vertragsunterzeichnung als Co-Zeichner beigewohnt und sich in den Tagen zuvor einen Überblick über die Organisationsstärke der Chinesen verschaffen können. „Vor allem die unglaubliche Zahl an Hilfskräften, die sie aufbieten können, ist überwältigend“, sagte er.
Christiane Schenderlein besucht deutsches World-Games-Team
Pins sind, das weiß jeder, der mal Teil einer internationalen Sportgroßveranstaltung war, die heimliche Währung in jedem Athlet*innendorf. Und so war es eine schöne Geste, dass Christiane Schenderlein am späten Freitagnachmittag bei ihrem Antrittsbesuch im Tianfu International Hotel Complex von der kleinen Leistungssport-Delegation des Team D, zu der Sportlerinnen und Sportler aus dem Kanupolo und dem Duathlon zählten, direkt einen Team-D-Anstecker überreicht bekam. Die 43-Jährige, seit der Regierungsübernahme der CDU Staatsministerin für Sport und Ehrenamt im Bundeskanzleramt, erlebt bei den World Games in Chengdu erstmals in neuer Funktion ein globales Multisport-Event. Und nachdem sie den größten Teil des Freitags in politischen Terminen mit den chinesischen Gastgebern zugebracht hatte, war das Zusammentreffen mit dem Leistungssport in der großen Mensa des 5000-Betten-Komplexes eine willkommene Abwechslung.
Die Staatsministerin, die von ihrem persönlichen Referenten Frederic Wutzler und Tamara Reitermann, die im Referat Sportgroßveranstaltungen des Bundesinnenministeriums für das Thema World Games 2029 in Karlsruhe zuständig ist, begleitet wurde, zeigte ernsthaftes Interesse an den Alltagsthemen der Athletinnen und Athleten, was sehr gut ankam. Christiane Schenderlein nutzte in der Ansprache das sportliche Du, sie stellte Fragen zur Unterkunft, zum Fortgang der sportlichen Wettbewerbe und zum Kontakt zwischen den Teilnehmenden aus 114 Nationen. „Es war ein sehr wichtiger Termin, um Frau Schenderlein mit den unmittelbaren Begebenheiten und Arbeitsprozessen rund um eine solche Großveranstaltung vertraut zu machen. Wir sind sehr dankbar dafür, dass sie sich trotz ihres engen Terminplans zwei Stunden Zeit für den Besuch bei uns genommen hat“, sagte Birte Steven-Vitense, im DOSB Ressortleiterin für das Games Management und in Chengdu als Chefin de Mission für die deutsche Delegation verantwortlich.
World Games: Diese Sportarten musst Du kennen!
Noch bis zum 17. August finden in der 20-Millionen-Einwohner-Stadt Chengdu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan Wettkämpfe in 34 Sportarten statt. Darunter beispielsweise Duathlon, Kickboxen, Squash, Tanzen und Rettungsschwimmen. Aber auch Sportarten die weniger bekannt sind. Hier ein Überblick über einige der exotischen Disziplinen:
Faustball
Faustball erinnert ein bisschen an Volleyball, denn ähnlich wie dieser handelt es sich um ein Rückschlagspiel ohne Körperkontakt. Faustball wird in allen Altersgruppen, sowohl im Freizeit- als auch im Leistungssport gespielt. In Deutschland gibt es mehr als 30.000 aktive Spieler*innen. Im Sommer wird auf dem Feld, im Winter in der Halle gespielt.
Die Flamme brennt in Chengdu: World Games sind eröffnet
Um 20.09 Uhr Ortszeit war die zwölfte Ausgabe der World Games in Chengdu am Donnerstag eröffnet - zumindest für das Team D. Angeführt vom Fahnenträger*innen-Duo Nina Holt (22/SC Magdeburg) und Max Poschart (30/SC DHfK Leipzig), die die Fahne gemeinsam vierhändig trugen, zog die rund 200 Personen starke Delegation im Tianfu International Convention Centre nach Reihenfolge der französischen Länderbezeichnung hinter Algerien an Position vier auf die Freifläche ein, die von 8.000 Zuschauenden gesäumt wurde. Noch einmal mehr als 1.000 schauten vom angrenzenden Seeufer aus zu.
Zuvor hatte ein gigantisches Feuerwerk den Nachthimmel über der immer noch 29 Grad warmen 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südchinesischen Provinz Szechuan erleuchtet. „Es war riesig. Wir wussten nicht genau, was uns erwarten würde, aber es war ein einmaliges Erlebnis. Ich habe noch nie so ein großes Feuerwerk gesehen“, sagte Rettungsschwimmerin Holt, die an diesem Freitag in ihre Wettkämpfe startet und deshalb froh war, die weitere Zeremonie im Sitzen verfolgen zu dürfen. Flossenschwimmer Poschart, für den es am Samstag losgeht, war von der Größe der Eröffnungsfeier tief beeindruckt. „Vor allem das große deutsche Team zu sehen, war sehr beeindruckend. Es erfüllt mich mit großem Stolz, für dieses Team die Fahne tragen zu dürfen“, sagte er. Insgesamt umfasst das Team D in Chengdu 338 Personen, darunter sind 211 Athlet*innen. Es ist hinter China, das als gastgebende Nation traditionell zum Schluss einlief, die zweitgrößte sportliche Delegation bei diesen Weltspielen der nicht-olympischen Sportarten.
Die Kraft des Sports interessiert auch die deutsche Botschafterin
Wer die Bundesrepublik Deutschland als Botschafter*in vertreten möchte, braucht nicht nur ein extrem hohes Maß an Allgemeinwissen, sondern auch eine ebenso große Portion Neugier und vielfältiges Themeninteresse. All das bewies Dr. Patricia Flor, als sie am Donnerstagmorgen eine kleine Abordnung des Team D zum Frühstück im „Cube 3“ des Fairmont-Hotels in der Innenstadt von Chengdu empfing. Die 20-Millionen-Einwohner-Metropole in der südwestchinesischen Provinz Szechuan ist Gastgeber der World Games, die am Donnerstagabend eröffnet wurden und bis zum 17. August dauern. Um sich mit einigen Athlet*innen und Mitgliedern des Funktionsteams austauschen zu können und sich ein Bild von der Sportgroßveranstaltung zu machen, war die 63-Jährige am Mittwoch von Peking, wo sie seit 2022 die deutsche Botschaft leitet, angereist. Und spätestens, als die gebürtige Nürnbergerin aufzählte, dass Deutschland in 25 der 34 Sportarten vertreten ist und Tauziehen die größte Teilmannschaft stellt, war klar: Diese Frau ist vorbereitet!
„Hilfe zur Selbsthilfe ist der nachhaltigste Weg zur Problemlösung“
DOSB: Christian, du bist seit 20 Jahren in der Sportpsychologie tätig. Täuscht der Eindruck, dass sich zwar sehr viel entwickelt hat, aber das Thema mentale Gesundheit in manchen Teilen des Leistungssports noch immer sehr reserviert behandelt wird?
Christian Heiss: Grundsätzlich hat sich die Sportpsychologie positiv entwickelt, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen ist die Grundkompetenz der Trainerinnen und Trainer durch verbesserte Ausbildung deutlich höher, das Know-how auf dem Gebiet hat sich vergrößert. Zum anderen gibt es in der Gesellschaft einen Trend zur Psychologisierung. Jugendliche und Erwachsene verwenden Fachvokabular wie Trigger, Trauma oder Narzissmus. Diese Begriffe werden immer häufiger verwendet, es wird generell deutlich mehr über mentale Gesundheit gesprochen. Dadurch ist das Thema auch im Sport weniger stigmatisiert als vor zehn Jahren. Darüber hinaus gibt heute keinen Bereich des Leistungssports mehr, in dem Sportpsychologie keine Rolle spielt. Der Eindruck, dass es dennoch in einigen Teilen des Leistungssports noch immer Vorbehalte gibt, täuscht allerdings nicht.
Wird mentale Gesundheit noch zu oft mit psychischer Erkrankung gleichgesetzt?
Es ist wichtig, dass wir die Begriffe voneinander abgrenzen. Mentale Gesundheit und krankheitswertige psychische Zustände sind unterschiedliche Bereiche. Die mentale Gesundheit kann beeinträchtigt sein, ohne dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Menschen können auf den Punkt ihre Leistung abliefern und dennoch mental belastet sein. Unser Ansatz ist, dass wir die Gesundheit der Athletinnen und Athleten stärken wollen, weil daraus die nachhaltigste Leistung entsteht. Dabei ist die Stärkung des mentalen Bereichs durch mentales Training ein Teilbereich.
Du bist als Teampsychologe in Chengdu für die gesamte deutsche World-Games-Delegation zuständig. Worin siehst du deine wichtigste Aufgabe?
Meine Aufgaben beziehen sich auf verschiedene Bereiche. Im IOC gibt es seit Paris 2024 die klare Vorgabe, dass jedes NOK Welfare Officer benennen muss, die die mentale Gesundheit und den Schutz vor sexueller oder psychischer Gewalt prioritär behandeln. Diese Vorgabe gibt es bei World Games nicht, deshalb ist meine Rolle auch nicht so eindeutig definiert. Wichtig ist zu unterstreichen, dass ich mit meinen Kollegen aus dem Gesundheitsmanagement interdisziplinär zusammenarbeite, wir sind im Austausch miteinander und überlegen, wie wir als Unterstützungsteam Athleten und Trainer bestmöglich unterstützen können. Dazu bringe ich meine psychologische Kompetenz und Erfahrung mit ein. Dies betrifft zum Beispiel den Umgang mit emotional aufgeladenen Situationen im medizinischen oder physiotherapeutischen Arbeitsalltag. Ich finde es sehr gut, dass der DOSB dieses Angebot unterbreitet, denn nur wenige Fachverbände haben ihre eigenen Sportpsychologen dabei.
Wie unterscheidet sich deine Arbeit in China von der in deiner Praxis in Plochingen? Die meisten Athletinnen und Athleten, die hier zu dir kommen, kennst du kaum oder gar nicht. Erschwert das die Gespräche?
Meine Rolle hier ist definitiv eine andere als in Deutschland. Hier betreue ich Menschen, die mit einem akuten Anliegen zu mir kommen und auf eine schnelle Lösung hoffen. Das ist klassisches Notfallmanagement. Ich muss mich innerhalb kürzester Zeit auf neue Begebenheiten einstellen und Kurzzeit-Intervention beherrschen. Das ist eine besondere Herausforderung. Ganz wichtig: Ich mache hier keine Therapie, sondern erkenne und benenne Dinge, die kurzfristig veränderbar sind.
Du trägst ein Bändchen um dein Handgelenk, auf dem „What’s important now?“ steht. Ist das eine Art Motto für deine Arbeit?
Ganz genau. Es geht darum, dass wir herausarbeiten, was für diejenige Person, die sich mir anvertraut, gerade wichtig ist. Worum geht es im Wesentlichen? Wer zu mir kommt, hat sich meist im Dschungel seiner Psyche verlaufen. Meine Aufgabe ist es, mit der Person gemeinsam wieder auf einen sicheren, guten Pfad zu kommen und nicht, neues Dickicht zu pflanzen, indem ich zum Beispiel die Person, die Hilfe sucht, mit Input überlade. Ich muss nicht alles über den persönlichen Hintergrund wissen, es bedarf auch keiner vollumfänglichen Öffnung mir gegenüber. Für mich ist Zurückhaltung genauso okay wie Offenheit. Und selbstverständlich ist die Schweigepflicht mein höchstes Gut.
Team D bei den World Games 2025: Alle Zahlen auf einen Blick
Anzahl der Athlet*innen im Team Deutschland
Für Deutschland treten 211 Athlet*innen in 25 der 34 Sportarten an. Austragungsort ist Chengdu, Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan im Westen des Landes.
Vier nominierte Sportler*innen mussten ihre Teilnahme verletzungs- bzw. krankheitsbedingt absagen:
- Reem Khamis (Karate)
- Diana Lust & Daniel Blintsov (Sportakrobatik)
- Yannik Omlor (Sqash)
Geschlechterverteilung
Mit 107 Frauen und 104 Männern ist das Team nahezu ausgeglichen besetzt.
Einzel- und Mannschaftssportarten
Team Deutschland ist in 17 Einzelsportarten und 8 Mannschaftssportarten vertreten.
- 101 Athlet*innen starten in Einzeldisziplinen
- 110 Athlet*innen treten in Mannschaftswettbewerben an
Größte und kleinste Teilmannschaften
Die größte Teilmannschaft stellt der Tauziehsport mit 28 Athlet*innen. Die kleinsten deutschen Teams bestehen jeweils aus zwei Athlet*innen in folgenden Disziplinen:
- Drohnenfliegen
- Disc Golf
- Kraftdreikampf
- Kickboxen
- Kanu-Marathon
- Motosurf
- Racquetball
Jüngste und älteste deutsche Athlet*innen
- Die jüngste Athletin: Tara Engler (Sportakrobatik), 14 Jahre (Jg. 2010)
- Der älteste Athlet: Michael Meyer (Bogenschießen), 56 Jahre (Jg. 1969)
Erfolgreiche Athlet*innen im aktuellen Aufgebot
Einige Mitglieder des Teams Deutschland haben bereits bei früheren World Games große Erfolge gefeiert:
- Danny Wieck (Rettungsschwimmen): 9 Medaillen (6× Gold, 1× Silber, 2× Bronze)
- Max Poschart (Flossenschwimmen): 7 Medaillen (3× Gold, 2× Silber, 2× Bronze)
- Nina Holt (Rettungsschwimmen): 5 Medaillen (4× Gold, 1× Bronze), qualifiziert für Paris 2024
- Julia Paszkiewicz (Ju-Jutsu & Para Ju-Jutsu): 3 Medaillen (1× Gold, 2× Silber)
Doppelter Medaillenerfolg: Olympia & World Games
Florian Unruh (Bogenschießen) ist der einzige Athlet im Team Deutschland, der sowohl bei den World Games als auch bei den Olympischen Spielen eine Medaille gewinnen konnte:
- Olympia 2024 in Paris: Silber im Mixed mit Michelle Kroppen (Recurve)
- World Games 2022 in Birmingham: Gold im Feldbogenschießen
Betreuerteam & Gesamtdelegation
Das Team hinter dem Team ist ebenfalls beachtlich:
- 58 Trainer*innen
- 23 Team-Manager*innen
- 18 Physiotherapeut*innen
- 4 Ärzt*innen
- 1 Psychologe
- 2 Technical Staff-Mitglieder
Zusätzlich sind 20 Mitarbeitende aus dem DOSB-Support-Team in Chengdu vor Ort. Insgesamt besteht die deutsche Delegation damit aus 342 Personen.
Verdiente Auszeichnung für zwei deutsche World-Games-Stars
Als Max Poschart am Dienstagmorgen sein Mobiltelefon einschaltete, hatte er schlagartig beste Laune. Per WhatsApp-Nachricht des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) aus Chengdu erfuhr der 30 Jahre alte Flossenschwimmer vor dem Abflug aus Frankfurt am Main nach China, dass er bei der Eröffnungsfeier der World Games an diesem Donnerstag für den Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) gemeinsam mit Rettungsschwimmerin Nina Holt für die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) die deutsche Fahne tragen wird. „Ich hätte nicht damit gerechnet. Wir sind ein kleiner Sport, da ist es toll, das Vertrauen der anderen Athletinnen und Athleten zu bekommen“, sagte er. Was genau ihn erwartet, weiß er noch nicht, „da bekomme ich bestimmt noch eine Einweisung. Nina kenne ich noch nicht persönlich, aber ich freue mich sehr darauf, den Job mit ihr gemeinsam zu übernehmen.“
Das Tragen der Fahne ist für den Vater eines zwei Jahre alten Sohnes „das i-Tüpfelchen meiner Karriere“. Diese Karriere hatte er zur Geburt seines Sohnes schon einmal beendet, um sich nach dem Ausscheiden aus der Sportfördergruppe seinem Beruf als Landesstützpunkttrainer in Leipzig zu widmen, wo er die Eliteschüler*innen im Flossenschwimmen anleitet. „Bei der WM 2024 hat es dann aber sehr gekribbelt, als ich meine Athletinnen und Athleten auf dem Startblock gesehen habe“, sagte er. Weil er die bei der WM geschwommenen Zeiten gut einordnen konnte „und ich mich körperlich fit genug fühlte“, wagte er im Oktober beim Weltcup den Angriff auf die World-Games-Qualifikation - und hatte Erfolg. „Jetzt freue ich mich sehr darauf, meine letzten World Games richtig zu genießen. Sportlich habe ich keinen Druck mehr“, sagte er.
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